HNO-Erkrankungen bei Kindern

Kinder sind häufig von Erkrankungen im HNO-Gebiet betroffen. Diese reichen vom klassischen Schnupfen bis hin zu schlimmstenfalls lebensbedrohlichen Erkrankungen. In unserer HNO werden viele Kinder untersucht und behandelt. Die Behandlung kann je nach Beschwerden und ihrer Ausprägung ambulant in unserer Notfallambulanz, im Rahmen der regulären Sprechstunde in unserer Ambulanz oder stationär auf unserer HNO-Kinderstation erfolgen.

Einige Erkrankungen können nur durch eine Operation geheilt werden. Dafür steht im St. Elisabeth-Hospital ein OP- und Narkose-Team zur Verfügung, das besonders für Eingriffe bei Kindern ausgebildet ist.

Viele Operationen für Kinder können in unserer HNO ambulant durchgeführt werden. Selbstverständlich werden die Besuchszeiten auf unserer Kinderstation großzügig gehandhabt, so dass eine möglichst enge Verbindung zwischen dem kleinen Patienten und seinen Eltern gewährleistet ist. Wir bitten um vorherige Rücksprache mit dem Pflegepersonal.

Eine Mitaufnahme der Eltern ist im Allgemeinen, besonders im Vorschulalter, möglich. Wenn dies von Ihnen gewünscht wird, bitten wir Sie jedoch, vorher Kontakt mit uns aufzunehmen, um ein Bett bzw. Zimmer reservieren zu können. Außerdem ist es wichtig, dass Sie sich vorab bezüglich der Kostenübernahme bei Ihrer Krankenkasse erkundigen.

Schwerpunkte

  • Rachenmandelentfernung ("Polypenoperation")
  • Trommelfellschnitt und Paukenröhrchen
  • BERA-Untersuchung (Hirnstammaudiometrie)
  • Gaumenmandelentfernung (Tonsillektomie)
  • Gaumenmandelkappung (Tonsillotomie)
  • Korrektur abstehender Ohren (Otopexie, Anthelixplastik)

Die kindlichen Rachenmandeln, die auch unter den Namen "Polypen", "Wucherungen" oder "Adenoide" bekannt sind, wachsen in der frühen Kindheit hinter der Nase am Rachendach und bestehen aus lymphatischem Gewebe, welches zum Abwehrsystem gehört. Normalweise kommt es nach dem sechsten Lebensjahr wieder zu einer Rückbildung dieses lymphatischen Gewebes.

Bei Kindern im Vorschulalter liegen häufig sehr enge anatomischen Verhältnisse im Nasen-Rachen-Raum vor. Durch die vergrößerten Adenoide kann es zu einer Verlegung dieses Nasen-Rachen-Raums kommen kann, was zu einer Behinderung der Nasenatmung führt und eine ständige Mundatmung und Belüftungsstörung der Mittelohren mit Ergussbildung und Hörproblemen zur Folge haben kann.

Wenn ein solcher Fall vorliegt, wird eine operative Rachenmandelentfernung (Adenotomie) in Vollnarkose durchgeführt. Während des Eingriffs wird die Rachenmandel durch den geöffneten Mund entfernt. Häufig wird der Eingriff mit einem Trommelfellschnitt oder der Einlage von Paukenröhrchen verbunden.

Bei Kindern kann es durch eine chronische Belüftungsstörung des Mittelohres, welche meist durch vergrößerte Rachenmandeln bedingt ist, zu einem Paukenerguss kommen. Durch den Paukenerguss kann das Trommelfell bei Geräuschen nicht genügend schwingen. Da dadurch der Schalltransport zum Innenohr gestört ist, hört das Kind schlechter.

Der Trommelfellschnitt (Parazentese) ist die wahrscheinlich häufigste Mittelohroperation. Bei Kindern führen wir diesen Eingriff ambulant und in Vollnarkose durch. Er wird notwendig, wenn über einen längeren Zeitraum ein Paukenerguss besteht.
Nach dem Trommelfellschnitt (Parazentese) wird der Paukenerguss aus dem Mittelohr abgesaugt. Der kleine Schnitt verschließt sich normalerweise nach wenigen Tagen von selbst.

Manchmal ist die Flüssigkeit im Mittelohr (Paukenerguss) so zäh eingedickt, dass ein komplettes Absaugen nicht möglich ist. Wenn dies der Fall ist, muss ein kleines Paukenröhrchen eingelegt werden. Dieses Paukenröhrchen hält als eine Art Platzhalter den Trommelschnitt geöffnet und verhindert, dass sich der Schnitt zu schnell wieder verschließt. Über das Paukenröhrchen kann der Paukenerguss weiter Abfließen, und eine gute Belüftung des Mittelohres ist bis zur kompletten Ausheilung gewährleistet. Meist stößt das Trommelfell das Paukenröhrchen innerhalb von etwa sechs Monaten spontan ab. 

BERA steht für Brainstem Electric Response Audiometry. Es handelt sich hierbei um eine spezielle Untersuchung, bei der die elektrischen Hirnströme, ähnlich eines EEGs, gemessen werden. Es ist eine Methode, objektiv das Hörvermögen eines Kindes zu bestimmen.

Bei der BERA werden Töne über einen Kopfhörer dargeboten. Man misst die über Nerven zum Gehirn fortgeleiteten Reizantworten auf die Töne (Hörreiz) mittels Elektroden, die auf der Kopfhaut des Kindes befestigt werden. Die Auswertung der BERA ermöglicht es festzustellen, ob beim Kind eventuell eine Störung in der Hörbahn vorhanden ist oder ob das Signal ungestört im Gehirn ankommt.

Durch diesen speziellen Hörtest kann man auch bei Kindern, die bei normalen Hörtests nicht gut mitarbeiten können oder wollen, eine ausgeprägte Hörstörung erkennen.  Insgesamt ist die Untersuchung weder belastend noch unangenehm, bei sehr unruhigen oder sehr kleinen Kindern kann man die BERA auch in Vollnarkose durchführen.

Die Gaumenmandelentfernung ("Mandel-OP") muss durchgeführt werden, wenn es beim Kind etwa drei- bis fünfmal jährlich zu einer eitrigen Mandelentzündung kommt, die mit einem Antibiotikum behandelt werden muss oder wenn man befürchtet, dass sich in den Mandeln ein chronischer Infektionsherd befindet, der in den Körper streut.
Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt. Die Kinder bleiben für eine stationäre Überwachung und Betreuung nach dem Eingriff immer für mindestens sechs Tage auf unserer HNO-Kinderstation. Bei der Operation werden beide Gaumenmandeln durch den geöffneten Mund vorsichtig aus dem Mandelbett herausgeschält und entfernt.

Eine Gaumenmandelkappung, das heißt eine Verkleinerung der Gaumenmandeln, wird bei kleinen Kindern etwa zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr durchgeführt. Man rät zu dieser Operation, wenn die Mandeln aufgrund ihrer Größe zu einer Einengung des Mundrachenraums führen, was ein ausgeprägtes Schnarchen, teilweise mit Behinderung der Atmung (Atemaussetzer), zur Folge haben kann. Wichtig ist, dass  zuvor keine chronische Mandelentzündung vorgelegen hat (s.o.), denn dann wäre eine vollständige Mandelentfernung erforderlich.

Die Operation erfolgt in Vollnarkose. Nach dem Eingriff werden die Kinder für vier Tage stationär überwacht und betreut. Das vergrößerte Mandelgewebe wird durch den geöffneten Mund entfernt, wobei aber ein Teil der Mandel im Hals belassen wird, um die Abwehrfunktion zu erhalten. Meist führen wir diesen Eingriff mit dem Laser durch.

Korrektur abstehender Ohren

Eine der häufigsten angeborenen Fehlbildungen bei Kindern sind die einseitigen oder beidseitigen abstehenden Ohrmuscheln ("Segelohren"). Ursache ist meistens ein unzureichend ausgebildetes Knorpelrelief. Oft fallen abstehende Ohren unangenehm auf, besonders in der Schule kann es zu Hänselein kommen. Dies kann bei Kindern und Jungendlichen eine Stigmatisierung verursachen, die im schlimmsten Fall weitere psychosoziale Folgen hervorrufen kann (z.B. seelische Probleme, fehlendes Selbstvertrauen, Schulunlust).

Der ideale Zeitpunkt für die Ohrmuschelkorrektur ist das fünfte Lebensjahr, wenn das Wachstum des äußeren Ohres weitestgehend abgeschlossen ist und das Kind noch vor der Einschulung steht. Das einzige erfolgversprechende Verfahren zur Korrektur der Ohrmuscheln ist eine operative Therapie. Die Operation wird in der Regel ambulant  und in Vollnarkose durchgeführt. Während der Operation wird von der Rückfläche der Ohrmuschel her der Ohrmuschelknorpel freigelegt, das fehlende oder unzureichend ausgeprägte Ohrmuschelrelief korrigiert und der Knorpel mit Fäden fixiert. So kann eine stabile und natürliche Ohrmuschelform hergestellt werden. Meist werden die Kosten für diese Operation bei Kindern und Jugendlichen von den Krankenkassen übernommen.