Kardiomyopathieambulanz

Allgemeines

Die dilatative Kardiomyopathie, kurz DCM, ist eine Erkrankung des Herzmuskels, die zu einer Vergrößerung des Herzens und einer Pumpschwäche führt. Dadurch kommt es zu einer Minderversorgung des Körpers. Klinisch bemerken die Patienten häufig eine Luftnot unter Belastung, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, eine Neigung zu Infekten, aber auch Wassereinlagerungen in den Beinen. Der plötzliche Herztod bei jungen Menschen, auch bei Sportlern, aber auch bösartige Herzrhythmusstörungen, können durch eine DCM ausgelöst werden.

Die Ursachen der dilatativen Kardiomyopathie sind viefältig und teilweise noch nicht genau geklärt. Zu möglichen Ursachen gehören insbesondere die Schädigung des Herzmuskels nach einer Herzmuskelentzündung (Myokarditis), durch langjährige Bluthochdruckerkrankung (arterielle Hypertonie), Zuckererkrankung (Diabetes mellitus), durch Gifte, wie z.B. Quecksilber und auch Jahre nach bestimmten Chemotherapien (Anthracycline) oder längerer Medikamenteneinnahme (Amphetamine), durch Alkohol und Vitaminmangel. Bei circa 20% der Patienten mit einer DCM finden sich weitere Erkrankungen in der Familie. Somit kann hier eine genetische / vererbbare Ursache erwogen werden.

Die Prognose der Erkrankung ist bei einer unzureichenden Behandlung schlecht. Daher sollte möglichst eine optimale Therapie erfolgen. Jedoch ist für die Auswahl der geeigneten Therapie ist die Sicherung der Diagnose entscheidend, da bestimmte Kardiomyopathie-Arten häufig eine spezifische Behandlung benötigen. Hierzu zählen nicht nur die medikamentöse Therapie, sondern auch die Therapie mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren, sowie eine Immunadsorption (eine spezielle Form der Blutwäsche).

Das Herz- und Kreislaufzentrum der Ruhr-Universität Bochum bietet in dieser Sprechstunde an, bisherige Befunde auszuwerten und nach aktueller Datenlage eine optimale Therapie vorzuschlagen. Weiter bieten wir an, notwendige Untersuchen, die bisher noch nicht durchgeführt wurden, zu koordinieren.

Eine Familienanamnese und eine kardiologische Untersuchung von Familienangehörigen sind daher bei jedem Patienten mit einer bisher in der Ätiologie ungeklärten DCM sinnvoll und empfehlenswert.

Diagnostische und therapeutische Angebote des Herz-Kreislaufzentrums der Ruhr-Universität, die im Rahmen der DCM-Sprechstunde geplant werden können

Diagnostische Methoden

Zentrales Verfahren in der Diagnostik der DCM ist die Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung des Herzens). Hierfür stehen hochauflösende Ultraschallgeräte, auch mit präzisen 3D-Schallköpfen zur Vefügung.

Die nicht-invasive Bildgebung des Herzens mittels Kardio-MRT oder Kardio-CT wird am Herz-Kreislaufzentrum der Ruhruniversität regelmäßig durchgeführt.

Zur Ermittlung der Leistungsfähigkeit steht als nicht-invasives Verfahren eine Spiroergometrie zur Verfügung.

Es stehen auch neue Biomarkerm, sowie die molekulargenetische Untersuchung zur Verfügung.

Neben allen nichtinvasiven Verfahren, besteht die Möglichkeit zur Entnahme von Gewebeproben aus dem Herzmuskel (Myokardbiopsien), die im Rahmen der Links- und Rechtsherzkatheterdiagnostik durchgeführt werden können. Diese Gewebeproben werden sowohl im Institut für Pathologie mikroskopisch, als auch -falls notwendig- am Institut für Virologie der Ruhr-Universität molekularbiologisch untersucht.

Durch diese Reihe verschiedener Untersuchungen kann in der Regel die Diagnose der dilatativen Kardiomyopathie gesichert und häufig eine Ursache gefunden werden. So kann eine optimale Therapie erfolgen.

Therapieverfahren

Die Therapie der dilatativen Kardiomyopathien erfolgt in der Regel zunächst medikamentös gemäß den Leitlinien bzw. Empfehlungen der nationalen und internationalen Fachgesellschaften, wie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie.

Das Herz- und Kreislaufzentrum der Ruhr-Universität bietet jedoch auch weiterführende spezielle Therapien an:

  • In Kooperation mit der Abteilung für Elektrophysiologie kann jederzeit -falls notwendig- die Therapie mit speziellen Herzschrittmachern, sogenannten Resynchronisations-Systemen und Defibrillatoren erfolgen.
  • Bei Nachweis einer stattgehabten Herzmuskelentzündung (Myokarditis) gibt es die Möglichkeit einer speziellen Blutwäsche, einer Immunadsorption, die aktuell aufgrund eines großen apparativen Aufwandes nur an wenigen Zentren in Deutschland und Europa durchgeführt wird. In Nordrhein-Westfalen werden aktuell hier in Bochum die meisten Immunadsorptionen mit sehr großem Erfolg durchgeführt.

Familiensprechstunde

Dilatative Kardiomyopathien können genetisch bedingt sein und zählen somit zu den familiären Erkrankungen. Bei ca. 20% der Patienten mit dilatativer Kardiomyopathie finden sich weitere Betroffene in der Familie, bei der anderen Kardiomyopathien sind es ca. 90%.

Da die ersten Anzeichen einer Kardiomyopathie schwerwiegende Komplikationen wie lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen (z.B. plötzlicher Herztod) oder ein Schlaganfall durch eine Gerinnselbildung im Herzen sein können, bieten wir an, erstgradige Verwandte von Patienten mit einer gesicherten DCM kardiologisch zu untersuchen. Eine weiterführende genetische Untersuchung und eine Familienberatung kann -sofern indiziert- mit dem Institut für Genetik durchgeführt werden.

Für die Vorstellung in der „Dilatative Kardiomyopathie-Sprechstunde“ benötigen Sie eine Überweisung vom Hausarzt mit dem Vermerk „Kardiologie“.