Thrombozytenfunktion

Blutplättchenmessung: Wirkt ASS oder Clopidogrel?

Informationen für Patienten

Thrombozytenfunktion: ASS-/Clopidogrel-Testung

Allgemeine Informationen zur Messung

Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Patientinnen und Patienten,

Medikamente zur Blutplättchen-Hemmung sind in der Kardiologie von besonderer Bedeutung. Neben der Medikation mit ASS 100mg ist insbesondere nach einer Stentimplantation eine zeitweise Therapie mit Clopidogrel (Iscover®, Plavix®) besonders wichtig. Seit geraumer Zeit ist bekannt, dass bei einigen Patienten (circa 10-20%) die Standarddosis von Clopidogrel (75mg/Tag) nicht wirkt und diese Patienten deshalb durch eine Stentthrombose oder Re-Infarkte gefährdet sind. Bei einem Großteil  dieser Patienten kann durch eine Dosiserhöhung oder eine Umstellung auf ein anderes Medikament (Tiklyd®) wieder eine gute Wirkung erreicht werden.

Wir bieten eine Messung an, womit sich leicht herausfinden lässt, ob Sie zu den Patienten mit guter Wirkung gehören! Für die Messung wird lediglich eine „normale“ Blutabnahme mit einem Standardzubehör benötigt und die Blutabnahme kann im Rahmen der Routine-Blutabnahmen durchgeführt werden. Zurzeit entstehen durch die Messung für die Patienten keine Kosten, wenn Sie vom Hausarzt eine Überweisung für die Hochschulambulanz mitbringen. Für weitere Information stehen wir Ihnen gerne zu Verfügung!

Dr. Horst Neubauer, Oberarzt Kardiologie

Welche Vorteile habe ich durch die Testung?

ASS-Messung

Wir untersuchen, ob die Therapie mit Aspirin (ASS oder Acetylsalicylsäure) bei Ihnen einen Effekt auf die Blutplättchenhemmung hat. Wenn Sie einen guten Befund haben, können Sie beruhigt die Therapie fortführen. Für den Fall, dass Sie keinen ausreichenden Effekt haben, beraten wir Sie und wir können sehr häufig durch eine Therapieänderung einen guten Effekt erreichen. Es ist nämlich bekannt, das Patienten mit schlechter ASS-Wirkung ein deutlich erhöhtes Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle ausweisen.

Clopidogrel (Plavix, Iscover) Messung

Es ist bekannt, dass ca. 20% der Patienten mit Clopidogrel eine schlechte, unzureichende Wirkung durch das Medikament haben. Insbesondere nach einer Stentimplantation ist bei diesen Patienten das Risiko für einen Herzinfarkt signifikant erhöht. Durch unsere Messung können wir herausfinden, ob Sie zu den gefährdeten Patienten gehören. Für diese sog. Non- oder Low-Responder haben wir ein Therapieschema entwickelt, dass die Anzahl von Low-Respondern um mehr als 80% reduziert.

Hinweis: Die Messungen sind für Sie während des Krankenhausaufenthaltes oder bei Überweisung in die Hochschulambulanz kostenlos!

Kontakt

Die Messungen werden für ambulante Patienten im Rahmen der Hochschulambulanz durchgeführt:
Terminvereinbarung: Tel. 0234/509-2356
(bitte mit Überweisung vom Hausarzt „Hochschulambulanz, Kardiologie, St. Josef-Hospital“)

Stationäre Patienten sprechen bitte mit Ihrem Stationsarzt / Stationsärztin!

Für spezielle Fragen steht Ihnen OA Dr. Neubauer unter Tel. 0234/509-1 (+ Funk) sowie Frau Salamon unter Tel. 0234/509-2356 zu Verfügung.

Team

Folgende Mitarbeiter führen die Messungen durch:

  • OA Dr. Neubauer
  • Dr. Jan Krüger
  • Dr. Sebastian Lask
  • Fr. Salamon (med. Fachangestellte)
Räumlichkeiten - wo finden Sie uns?

Kardiologie Aufnahme/Hochschulambulanz, Haus E/EG. Bitte folgen Sie vom Haupteingang aus dem Flur bis zum kardiologischen Funktionsbereich.
Rückfragen: Tel. 0234/509-2356

Die Messungen werden im kardiologischen Labor durchgeführt und der Zeitbedarf beträgt ca. 45min.

informationen für Ärzte

Thrombozytenfunktion: ASS-/Clopidogrel-Testung

Allgemeine Informationen zur Durchführung der Messung

Informationen zur Thrombozytenfunktionstestung (Aggregometrie)

- Aggregometrie, was ist das?

Aggregometrie ist ein Messverfahren, mit dem sich die Funktion der Thrombozyten ex vivo messen lässt. Aggregometrie wird häufig eingesetzt, um die Wirkung von verschiedenen aggregationshemmenden Medikamenten und Substanzen zu untersuchen.

- Aggregometrie, wie funktioniert das?

Man unterscheidet zwei verschiedene aggregometrische Messverfahren: die Impedanzaggregometrie (auch Vollblutaggregometrie genannt) und die Lichtabsorbtionsaggregometrie (auch Lichttransmissionsaggregometrie genannt).
Beiden Verfahren gemein ist das Prinzip, dass Thrombozyten aus dem Blut des Probanden ex vivo mit verschiedenen Substanzen stimuliert werden, mit dem Ziel eine Aggregation der Thrombozyten auszulösen. Bei den zur Stimulation verwendeten Substanzen handelt es sich um Stoffe, die physiologischerweise im menschlichen Körper vorkommen und auch in vivo die Thrombozytenaggregation auslösen. Je nach Fragestellung werden unterschiedliche Stimulanzien verwendet.
Der Unterschied zwischen beiden Messverfahren liegt zum einen im verwendeten Probenmaterial und zum anderen im physikalischen Messprinzip.
Bei der Impedanzaggregometrie wird dem Probanden venöses Blut entnommen und 1:1 mit Kochsalzlösung verdünnt. Nach Hinzugabe der Stimulanzien wird nun der Stromfluß zwischen zwei Elektroden im Blut gemessen. Kommt es zu einer Thrombozytenaggregation an den Elektrodendrähten, so steigt der elektrische Widerstand (die Impedanz) an. Diese Änderung der Impedanz kann vom Messgerät gemessen werden. Die Impedanz korreliert dabei mit dem Ausmaß der Aggregation, also der Dicke und Größe des Thrombus zwischen den Elektroden.
Bei der Lichttransmissionsaggregometrie wird aus der entnommenen Blutprobe durch Zentrifugation zunächst sog. „plättchenreiches Plasma“ erstellt (PRP). Im Messgerät wird nun die Lichttransmission durch das PRP vor und nach Hinzugabe des Agonisten bestimmt. Die Aggregatio der Thrombozyten korreliert mit der Lichttransmission. Kommt es zu einer Aggregation der Thrombozyten, nimmt die Lichttransmission zu.

- Gibt es andere Meßverfahren, um die Thrombozytenfunktion zu testen?

Neben den o.g. aggregometrischen Meßverfahren, gibt es noch weitere Methoden, um die Thrombozytenfunktion ex vivo zu messen.
Eine weit verbreitete Methode ist die Bestimmung der Kapillarverschlusszeit (PFA 100 ®). Hierbei wird die entnommene Blutprobe im Messgerät durch eine feine Kapillare gezogen, welche mit verschiedenen Agonisten beschichtet ist. Als Verschlußzeit bezeichnet man die Zeitdauer von Beginn der Messung, bis zum Verschluss der Kapillaren durch einen Thrombus.
Bei gehemmter Thrombozytenfunktion ist die Verschlusszeit verlängert. Ein Nachteil dieses Messverfahrens ist zum einen die geringe Auswahlmöglichkeit der Agonisten, zum anderen belegen zahlreiche Studien, dass die Messergebnisse nur schlecht mit denen anderer Messverfahren korrelieren[i].
Weitere Messverfahren zur Bestimmung der Thrombozytenfunktion detektieren mittels immunologischer Messverfahren (Durchflusszytometrie) die Expression spezieller Proteine (meist Zellrezeptoren) auf oder in den Thromboyzten. Hierzu zählen u.A. der Nachweis der vermehrten Expression von p-Selectin (CD62P) auf aktivierten Thromboyzten und der Nachweis von phosphoryliertem Vasodilatator-stimuliertem Phosphoprotein (VASP) in Thrombozyten.

- Aggregometrie, wofür?

Unser Ziel ist es, durch aggregometrische Messungen die Patienten zu identifizieren, bei denen die Standarddosen von Clopidogrel (Iscover ®, Plavix ®) und Azetylsalizylsäure (Aspirin ®) zu keiner ausreichenden Hemmung der Thrombozytenfunktion führen (sog. „ASS-“ oder „Clopidogrel-Low Responder“). Unsere Datenlage zeigt, dass dies im Falle von Clopidogrel auf ca 20-25% der Patienten und im Falle von ASS auf ca 15-20% der Patienten zutrifft. Diese Ergebnisse werden von anderen Studien bestätigt 4.
Weiterhin zeigen mittlerweile mehrere aktuelle Studien, dass „ASS-“ und „Clopidogrel-Low Responder“ ein erhöhtes Risiko für In-Stent-Thrombosen nach Coronarintervention 5 (bei Clopidogrel-Low Respondern) und allgemeine kardiovaskuläre Ereignisse [ii],[iii] (bei ASS- und Clopidogrel Low Respondern) haben.

- Therapieoptionen für Clopidogrel Low-Resonder

Durch eine Therapiemodifikation (entweder Dosiserhöhung auf 2x75mg Clopidogrel tägl. oder Umstellen der Therapie auf Ticlopidin 2x250mg tägl) konnten wir die Prävalenz von „Clopidogrel Low-Respondern“ um bis zu 75% reduzieren. Im Falle der „ASS-Low Responder“ konnten wir durch Dosiserhöhung (z.B. 300mg ASS tägl.) die Prävalenz um bis zu 100% reduzieren.
Solche Therapiemodifikationskonzepte werden weltweit an immer mehr Krankenhäusern durchgeführt. Eine Empfehlung für solch eine Therapiemodifikation bei identifizierten Risikopatienten (Clopidogrel-Low Responder) wurde in die Guidelines des American College of Cardiology/American Heart Association aufgenommen[iv]. In einer Studie konnten wir zeigen, dass sich die Anzahl von Clopidogrel-Low-Responder um mehr als 75% reduzieren lässt[v].

(Verantwortlich für den Text: Dr. Jan Krüger)

Kosten?

Keine Kosten!

Die Kosten für die aggregometrischen Messungen werden von unseren Forschungsgeldern bezahlt. Für den Patienten oder den behandelnden Hausarzt / Kardiologen entstehen keine zusätzlichen Kosten.

Bei einer von uns empfohlenen Therapiemodifikation (z.B. 2x75mg Clopidogrel tägl. anstelle von 1x75mg Clopidogrel tägl.) vereinbaren wir mit den betreffenden Patienten Termine in unserer kardiologischen Hochschulambulanz. Im Rahmen dieser Termine führen wir nach Therapimodifikation weitere Nachmessungen und Befragungen im Rahmen unseres Follow-Ups zu kardiovaskulären Erkrankungen oder Nebenwirkungen der medikamentösen Therapie durch.

Außerdem stellen wir den Patienten ein Rezept (Erstrezept und Folgerezepte) für das Medikament aus, dessen Dosisanpassung wir empfohlen haben. So möchten wir die Belastung für das Budget des behandelnden Hausarztes reduzieren.

Wie kann man einen Termin zur Messung vereinbaren?

Anmeldung:

Bitte vereinbaren Sie einen Termin für den/die  Patienten in unserer Hochschulambulanz:

Tel. 0234/509-2356 (Fr. Salamon)

Für weitere Rückfragen stehen wir gerne zu Verfügung:

OA Dr. Neubauer Tel. 0234/509-1 (+Funk), Fr. Salamon Tel. 0234/509-2356

Kontakt

Die Messungen werden für ambulante Patienten im Rahmen der Hochschulambulanz durchgeführt.

Treffpunkt: Kardiologie Aufnahme/Hochschulambulanz, Haus E/EG

Terminvereinbarung: Tel. 0234/509-2356
(bitte mit Überweisung vom Hausarzt „Hochschulambulanz, Kardiologie, St. Josef-Hospital“)

Für spezielle Fragen steht Ihnen OA Dr. Neubauer unter Tel. 0234/509-1 (+ Funk) zu Verfügung.