Krankheitsbilder

Anfälle von Herzrasen – Paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien

Eine Reihe von Herzrhythmusstörungen, meist aus dem Herzvorhof, können sich durch wiederkehrende Anfälle von Herzrasen bemerkbar machen. Man nennt diese Herzrhythmusstörungen paroxysmale supraventrikuläre Tachykardien.

Hierbei sind drei Gruppen von Rhythmusstörungen zu unterscheiden:

  • Akzessorische Leitungsbahnen (AVRT, WPW-Syndrom)
  • AV-Knoten-Reentrytachykardien (AVNRT)
  • Fokale atriale Tachykardien (FAT, EAT)

Symptome

Alle genannten Störungen kommen auch bei jungen und eigentlich gesunden Menschen vor. Sie treten meist im jungen Erwachsenenalter zum ersten Mal auf. Betroffene merken einen plötzlich einsetzenden schnellen Herzschlag, der mit Angstgefühlen und leichtem Schwindel einhergehen kann. Diese Anfälle treten typischerweise „aus heiterem Himmel“ auf, ohne dass der Patient diese Anfälle voraussehen oder steuern kann. Gelegentlich gibt es auch Menschen, bei denen die Rhythmusstörung im Zusammenhang mit Belastung oder bestimmten Bewegungen (Bücken, Drehung des Oberkörpers) beginnt. Das Ende eines solchen Anfalls ist in der Regel genauso plötzlich. Die Dauer des Herzrasens kann je nach Ursprung der Rhythmusstörung unterschiedlich sein, meist beträgt sie nur einige Minuten. Es sind jedoch auch Anfälle bis zu mehreren Stunden möglich. Manche Patienten können die Anfälle beenden, indem sie husten, tief einatmen und „pressen“ oder schnell eiskaltes Wasser trinken

Auch wenn diese Rhythmusstörungen in den meisten Fällen nicht lebensbedrohlich sind, können die Beschwerden sehr heftig und unangenehm sein. In der Regel ist eine Heilung mit einem Kathetereingriff möglich.

Beschleunigter Pulsschlag und Herzrasen treten allerdings auch auf, ohne dass eine Herzrhythmusstörung vorliegt. Hier empfindet der Patient seinen normalen Herzschlag schneller und heftiger, die Beschwerden können denen der oben genannten Rhythmusstörungen ähneln. Typische Ursachen sind Schilddrüsenerkrankungen und andere Hormonstörungen, Drogenmissbrauch und Fieber.

Diagnostik

Sehr hilfreich für den Arzt ist eine EKG-Aufzeichnung während eines Anfalls. Diese gelingt jedoch selten, da aufgrund der kurzen Dauer der Anfälle die Rhythmusstörung meist schon wieder vorbei ist, wenn der Patient beim Arzt oder in der Notaufnahme eintrifft. Falls der Patient häufige Anfälle erlebt (z. B. mehrmals pro Woche), kann eine Langzeit-EKG-Aufzeichnung über mehrere Tage sinnvoll sein. In der Regel treten die Anfälle jedoch seltener auf.

Eine definitive Klärung der Ursache des Herzrasens kann durch die elektrophysiologische Untersuchung erfolgen. Hierbei werden der normale elektrische Leitungsweg und mögliche Ursprungsorte der oben genannten Rhythmusstörungen mittels Herzkatheter untersucht.

In der Regel lassen sich schon aufgrund der Beschwerden, die der Patient angibt, die in Frage kommenden Rhythmusstörungen recht gut eingrenzen. Trotzdem sollte immer auch eine Abklärung möglicher anderer Ursachen erfolgen (je nach Beschwerdebild sollten z. B. ein Herzecho, ein Belastungs-EKG und eine Schilddrüsenuntersuchung erfolgen).

Therapie

Wenn der Ursprungsort der Rhythmusstörung im Rahmen der elektrophysiologischen Untersuchung gefunden wurde, kann in gleicher Sitzung die Ursprungsstelle mittels Verödung (Katheterablation) beseitigt werden. Hierdurch wird der zusätzliche Leitungsweg oder der zusätzliche elektrische Herd mit einem speziellen Katheter vernarbt und das Wiederauftreten der Rhythmusstörung verhindert. Der Katheter wird über die Blutgefäße von der Leiste aus zum Herzen vorgeführt, eine offene Operation ist nicht notwendig. Ein Wiederauftreten der Rhythmusstörung ist nach Ablation von supraventrikulären Tachykardien sehr selten. Die meisten dieser Rhythmusstörungen können mit einem Kathetereingriff geheilt werden.

Prognose

Die genannten Erkrankungen haben eine gute Prognose. Bei gesunden Menschen sind in der überwiegenden Zahl der Fälle keine schwerwiegenden Folgen zu erwarten. Dennoch sollte bei den genannten Beschwerden eine Vorstellung beim Arzt oder in der Notaufnahme erfolgen. Gelegentlich kann sich durch dauerhaft auftretende Rhythmusstörungen eine Pumpschwäche des Herzens einstellen. Zudem können sehr seltenen Formen der akzessorischen Leitungsbahn in bestimmten Situationen zu gefährlichen Herzkammerrhythmusstörungen führen. Bei Patienten mit weiteren Herzerkrankungen (Herzschwäche, koronare Herzerkrankung, Aortenklappenverengung) können Anfälle von Herzrasen die Gesamtsituation dramatisch verschlechtern.

Vorhofflimmern

Vorhofflimmern ist eine Rhythmusstörung, die ihren Ursprung im linken Vorhof des Herzens hat. Dort, wo die Lungenvenen in den linken Vorhof münden, entstehen elektrische Störsignale. Diese Störsignale können den normalen Herzstrom so beeinflussen, dass der Herzschlag völlig aus dem Takt gerät und zu schnell und unregelmäßig wird. Der normale Taktgeber des Herzens (der Sinusknoten) ist dann ausgeschaltet und der gesamte Vorhof wird von hunderten elektrischen Impulsen gleichzeitig aktiviert. Der Vorhof unterstützt das Herz normalerweise in seiner Pumpfunktion. Diese Unterstützung fehlt bei Vorhofflimmern.

Vorhofflimmern tritt häufig dann auf, wenn der Vorhof durch einen Bluthochdruck, einen Herzklappenfehler oder einen andere Herzerkrankung bereits geschädigt ist. Es kann aber auch bei Patienten ohne die genannten Erkrankungen vorkommen.

Symptome

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung und tritt besonders häufig in der Altersgruppe der über 65-Jährigen auf. Gelegentlich kommt Vorhofflimmern aber auch bei jungen und bislang gesunden Menschen vor. Die Beschwerden können von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein. Betroffene merken häufig, dass das Herz unregelmäßig und sehr schnell schlägt. Zudem beklagen sie eine verminderte Belastbarkeit, Atemnot bei Treppensteigen, Schwindel oder ein Engegefühl in der Brust. Die Symptome können für wenige Stunden auftreten und dann von allein verschwinden oder auch anhaltend sein. Diese Beschwerden sollten dringen abgeklärt werden, da sich dahinter auch andere Herzerkrankungen verbergen können.

Diagnostik

Wie bei allen Rhythmusstörungen ist die wichtigste diagnostische Maßnahme ein EKG während eines Anfalls. Hiermit kann die Diagnose meist schon sichergestellt werden. Sollten die Anfälle seltener sein und nur wenige Stunden anhalten, kann auch eine Langzeit-EKG-Aufzeichnung über 24 Stunden oder länger sinnvoll sein. In der Regel ist keine elektrophysiologische Untersuchung und kein anderer Eingriff  nötig, um die Diagnose Vorhofflimmern zu stellen.

Therapie

Die erste Maßnahme bei symptomatischem Vorhofflimmern ist in der Regel die elektrische Kardioversion. Hierbei wird in Kurznarkose über Elektroden auf der Hautoberfläche ein elektrischer Strom durch das Herz geschickt, der die chaotische Erregung des Vorhofs beenden soll, so dass der normale Taktgeber wieder den Herzschlag übernehmen kann. Die elektrische Kardioversion beendet zwar sehr wirkungsvoll die meisten Episoden von Vorhofflimmern, allerdings kann nach der Kardioversion jederzeit wieder Vorhofflimmern auftreten, die Kardioversion hat also keinen anhaltenden Effekt. Manche Patienten haben nach Kardioversion über Monate kein Vorhofflimmern mehr, bei anderen setzt Vorhofflimmern nach wenigen Sekunden wieder ein.

Da Vorhofflimmern nach einmaliger Kardioversion meist nicht dauerhaft beseitig ist,  sind im Verlauf häufig spezielle Medikamente nötig um den normalen Rhythmus zu erhalten. Die Medikamente werden unterschiedlich gut vertragen und sind bei manchen Patientengruppen weniger oder gar nicht geeignet. Hier muss eine individuelle Entscheidung mit dem Kardiologen erfolgen.

Sollte im Verlauf auch mit medikamentöser Therapie immer wieder Vorhofflimmern auftreten, welches Beschwerden hervorruft, ist die Katheterablation eine sehr gute Möglichkeit, Vorhofflimmern auszuschalten und auch Rückfälle zu verhindern. Hierbei werden, ähnlich wie oben beschrieben, die elektrisch aktiven Störherde im linken Vorhof verödet. Ziel ist es, die Lungenvenen, welche der Ursprungsort der elektrischen Störsignale sind, elektrisch vom linken Vorhof zu isolieren („Pulmonalvenenisolation“). Hierbei wird ein steuerbarer Draht, der von einer Kunststoffhülle umgeben ist und an der Spitze eine Metallkuppe hat, über die Blutgefäße zum Herzen vorgeschoben. Die Spitze des Katheters kann erwärmt werden. So können gezielt wenige Millimeter Herzmuskel von der Innenseite des Herzens aus verödet werden. Die verödeten Herzmuskelzellen wandeln sich in Narbengewebe um, welches keinen elektrischen Strom mehr leiten kann. Somit können die Störsignale aus den Lungenvenen nicht mehr auf den Vorhof übergreifen.

Die Erfolgsraten einer Katheterablation von Vorhofflimmern sind hoch. Allerdings kommt es bei einem Teil der Patienten im Verlauf zu einem erneuten Auftreten von Vorhofflimmern und der Eingriff muss wiederholt werden. Aber auch bei den Patienten, bei denen der Eingriff wiederholt werden muss, kann zumindest eine Verminderung der Episoden und häufig im Verlauf eine Heilung erreicht werden. Über die Erfolgsaussichten in Ihrem individuellen Fall beraten wir Sie gern in unserer Sprechstunde.

Ein wichtiger Aspekt bei allen Patienten mit Vorhofflimmern ist die Schlaganfallgefahr! Unabhängig davon, wie das Vorhofflimmern behandelt wurde, muss bei Patienten mit erhöhtem Schlaganfallrisiko eine gerinnungshemmende Medikation erfolgen. Die Entscheidung zur Gerinnungshemmung muss bei jedem Patienten individuell entschieden werden, bitte wenden Sie sich hierzu an Ihren Kardiologen oder stellen Sie sich in unserer Sprechstunde vor.

Prognose

Patienten mit Vorhofflimmern, die erfolgreich behandelt wurden und bei denen der Schlaganfall durch gerinnungshemmende Medikamente verhindert wird, haben eine gute Prognose. Dies gilt wahrscheinlich auch für beschwerdefreie Patienten mit Vorhofflimmern, bei denen das Vorhofflimmern weiter besteht, aber die Herzfrequenz weder zu schnell noch zu langsam ist. Sollten zusätzliche Erkrankungen wie z. B. eine Herzschwäche oder ein schwerer Herzklappenfehler bestehen, muss die Therapie des Vorhofflimmerns besonders sorgfältig abgewogen werden. Sie sollten sich hierzu in einem spezialisierten Zentrum wie unserem Vorstellen.

Rhythmusstörungen aus der Herzkammer - Ventrikuläre Tachykardien und ventrikuläre Extrasystolen

Rhythmusstörungen aus der Herzkammer kommen häufig bei Patienten mit vorbestehenden Herzerkrankungen wie Herzschwäche oder Koronare Herzkrankheit vor. Hier zeigen diese Rhythmusstörungen häufig eine Verschlechterung des Gesamtzustandes an und müssen in jedem Fall dringen abgeklärt werden. Bei diesen Patienten sind Kammerrhythmusstörungen oft sehr gefährlich. Darüber hinaus kommen Rhythmusstörungen aus der Herzkammer aber auch bei bislang völlig gesunden Patienten vor. Häufig zunächst nur als Extrasystolen, d. h. einzelne Extraschläge aus der Herzkammer, die als „Herzstolpern“ wahrgenommen werden. Bei einem großen Teil dieser jungen, sonst  gesunden Patienten sind diese Extraschläge harmlos und müssen nur behandelt werden, wenn der Patient Beschwerden hat. Selten zeigen diese Rhythmusstörungen aber bei den anscheinend gesunden Patienten eine verborgene Herzmuskelerkrankung an, die z. B. mittels Herzultraschall oder Herz-MRT weiter untersucht werden muss. Welche Untersuchungen hierzu notwendig sind, muss individuell entschieden werden. In jedem Fall sollten sich Patienten vorstellen, die Schwindel, Luftnot, heftiges Herzklopfen/Herzstolpern oder Ohnmachtsanfälle haben.

Sollte eine Behandlung der Herzkammerrhythmusstörungen erforderlich sein, so kommen je nach zugrunde liegender Erkrankung Medikamente in Betracht, eine Katheterablation (s. o.) oder eine Defibrillatorimplantation (s. u.). Gelegentlich auch eine Kombination aus Medikamenten, Ablation und Defibrillator.

Ventrikulären Tachykardien  und ventrikuläre Extrasystolen sind häufig durch eine Katheterablation heilbar, vor allem, wenn der Patient keine Begleiterkrankungen hat. Bei den Formen ventrikulären Tachykardien, die aufgrund eines Herzinfarktes auftreten, ist eine Heilung deutlich schwieriger. Hier kann der Eingriff meist nur eine Verminderung der Häufigkeit und der Dauer der Episoden erreichen. Aber auch dies ist sehr hilfreich, vor allem, wenn dadurch verhindert werden kann, dass der implantierbare Defibrillator einen Schock abgeben muss.

Langsamer Herzschlag – Bradykardien

Verschiedene Erkrankungen können dazu führen, dass der Herzschlag zu langsam wird. Häufig ist die Weiterleitung des elektrischen Stroms im Herzen gestört und es kommt zu Blockierungen, die dazu führen, dass die Herzkammer zu langsam pumpt oder sogar ganz aussetzt. Folgen sind Atemnot, verminderte Belastbarkeit, Schwindel und Ohnmachtsanfälle. Um den Herzschlag wieder normal schnell schlagen zu lassen, kann ein Herzschrittmacher implantiert werden. Hierzu erfolgt ein kleiner Hautschnitt unter dem Schlüsselbein, so dass unter die Haut oder unter den Brustmuskel ein Schrittmacher eingesetzt werden kann. Der Schrittmacher ist durch Elektroden, welche über die Schlüsselbeinvene zum Herzen laufen, mit dem Herzen verbunden und kann messen, wie schnell das Herz schlägt. Sollte das Herz zu langsam schlagen, setzt der Herzschrittmacher einen Impuls, der das Herz zum Schlagen in der normalen Taktfrequenz anregt.

Kammerflimmern

Kammerflimmern ist die gefährlichste Herzrhythmusstörung und bedeutet einen plötzlichen Herzstillstand. Kammerflimmern ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Kammerflimmern kann durch Abgabe eines Elektroschocks durch einen externen Defibrillator über Elektroden aus der Hautoberfläche beendet werden. Wenn allerdings in der Situation, in der Kammerflimmern auftritt, gerade kein Defibrillator zur Verfügung steht, kann die lebensbedrohliche Rhythmusstörung nicht beendet werden. Daher implantiert man bei Patienten, die ein solches Ereignis überlebt haben und bei Patienten, bei denen man weiß, dass die Gefahr des Kammerflimmerns sehr hoch ist, einen implantierbaren Defibrillator (Engl.: Implantable Cardioverter-Defibrillator, ICD). Ein ICD funktioniert zunächst ähnlich wie ein Herzschrittmacher. Auch der ICD wird durch einen Hautschnitt unter dem Schlüsselbein platziert und ist über Elektroden mit dem Herzen verbunden. Über diese Elektroden kann der ICD allerdings nicht nur das Herz zum schnelleren Schlagen anregen, sondern gefährliche Rhythmusstörungen aus der Herzkammer mittels Elektroschock beenden. Die Funktion des ICD ist in diesem Fall lebensrettend, der Patient trägt also seinen persönlichen Defibrillator ständig mit sich herum.

Herzschwäche – Herzinsuffizienz

Patienten, die einen schweren Herzinfarkt erlitten haben oder eine bestimmte Herzmuskelerkrankung haben, entwickeln häufig eine Herzschwäche. Diese äußert sich in Luftnot, mangelnder Leistungsfähigkeit und Wassereinlagerungen. Patienten, die trotz optimaler medikamentöser Therapie noch Beschwerden haben, können mittels Implantation von speziellen Schrittmachern behandelt werden. Ziel dieser sogenannten Kardialen Resychronisationstherapie  (CRT) ist es, die geschwächten Herzkammern wieder zum möglichst gleichzeitigen und damit kräftigeren Schlagen anzuregen. Bei der CRT erhält der Patient wie bei einem normalen Schrittmacher oder Defibrillator ein Gerät, das über Elektroden mit dem Herzen verbunden ist. Bei diesen hochmodernen Geräten ist allerdings eine zusätzliche 3. Elektrode im Bereich der linken Herzkammer verankert. Dieser Dreikammerschrittmacher kann so die beiden Kammern gleichzeitig elektrisch erregen und zum Schlagen anregen.

Eine sehr neuartige Methode die Herzschwäche zu behandeln ist die kardiale Kontraktilitätsmodulation (CCM). Auch hier wird ein Schrittmacher eingesetzt, der einen elektrisch Impuls zu Stärkung des geschwächten Herzens abgibt. Mittels dieser hochmodernen Verfahren gelingt es uns, vielen Patienten denen medikamentös nicht mehr geholfen werden kann, zu helfen.