Herz im Takt

Die Abteilung für Rhythmologie wurde im Oktober 2015 neu eingerichtet.  Die Rhythmologie umfasst zwei Behandlungsschwerpunkte: die interventionelle Elektrophysiologie und die Therapie mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren. In der Abteilung für Rhythmologie wird das gesamte Spektrum der Herzrhythmusstörungen untersucht und behandelt. Hierzu gehören die Katheterablation sämtlicher Herzrhythmusstörungen, sowie die Implantation aller Formen von Herzschrittmachern und Defibrillatoren einschließlich der kardialen Resynchronisationstherapie. Außerdem besteht die Möglichkeit des interventionellen Vorhofohrverschlusses bei Patienten mit Vorhofflimmern und Kontraindikation für eine orale Antikoagulation. Darüber hinaus bieten wir die diagnostische Abklärung sämtlicher Arrhythmien einschließlich der Abklärung genetisch bedingter Rhythmuserkrankungen.

Hierzu steht uns ein vollausgestattetes Herzkatheterlabor zur Verfügung, in dem modernste Techniken zur Lokalisation und Verödung von Herzrhythmusstörungen zur Anwendung kommen. Wir möchten jeden Patienten individuell und auf seine Erkrankung und Bedürfnisse abgestimmt behandeln.

Rhythmusambulanz

In unserer Hochschulambulanz können Patienten mit allen Formen von Herzrhythmusstörungen vorstellig werden. Um Ihnen die bestmögliche Therapie zu ermöglichen, arbeiten wir in unserer Ambulanz in enger Kooperation mit Ihrem niedergelassenen Kardiologen. So können wir spezielle Fragestellungen untersuchen und Behandlungsoptionen anbieten.

Rhythmus-Ambulanz
Telefon 0234/509-2323
andreas.pflaumbaum@klinikum-bochum.de

Dr. Andreas Pflaumbaum

Leitender Arzt Elektrophysiologie / Rhythmologie

Kardiologie / Rhythmologie

Schwerpunkte

  • Katheterablation
  • Schrittmacherimplantation
  • Defibrillatorimplantation
  • Implantierbare Geräte zur Therapie der Herzinsuffizienz
  • Vorhofohrverschluss
  • Diagnostik und Risikostratifizierung
  • Unklarer (kryptogener) Schlaganfall
  • Herzrhythmusstörungen allgemein
  • Vorhofflimmern
  • Synkopen und angeborene Herzerkrankungen
  • Schrittmacher-/ICD-Nachsorge

Gegen Herzrhythmusstörungen

Bei der Katheterablation werden Bereiche im Herzmuskel, die Ursprungsort von Herzrhythmusstörungen sind, gezielt verödet. Hierbei werden nur wenige Millimeter Gewebe zerstört. Die Katheterablation wird über die Leistenvene oder -arterie durchgeführt. Damit ist die Ablation ein sehr schonendes Verfahren, eine offene (Herz-)Operation ist nicht  notwendig.

Die Katheterablation ist heute die Standardtherapie einer Vielzahl von Herzrhythmusstörungen. Wichtig sind vor allem die Pulmonalvenenisolation zur Behandlung von Vorhofflimmern und die Ablation von ventrikulären Tachykardien (Herzrhythmusstörungen aus der Herzkammer). Weiterhin werden Ablationen von supraventrikulären Tachykardien und Vorhofflattern, sowie die AV-Knoten-Ablation bei therapierefraktärem Vorhofflimmern durchgeführt. Hierzu stehen uns modernste Verfahren wie die Computernavigation mittels 3-D-Mapping System mit CT-/MRT-Integration, die gekühlte RF-Ablation, sowie die Ablation mit Messung des Anpressdrucks am Herzmuskelgewebe zur Verfügung.

Taktgeber für Ihr Herz

Herzschrittmacher werden zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen eingesetzt, bei denen das Herz zu langsam schlägt oder sogar aussetzt. Hierzu erfolgt ein kleiner Hautschnitt unter dem Schlüsselbein, so dass unter die Haut oder unter den Brustmuskel ein Schrittmacher eingesetzt werden kann. Der Schrittmacher ist durch Elektroden, welche über die Schlüsselbeinvene zum Herzen laufen, mit dem Herzen verbunden und kann messen, wie schnell das Herz schlägt. Sollte das Herz zu langsam schlagen, setzt der Herzschrittmacher einen Impuls, der das Herz zum Schlagen in der normalen Taktfrequenz anregt.

Kampf dem Kammerflimmern

Ein implantierbarer Defibrillator (ICD) funktioniert zunächst ähnlich wie ein Herzschrittmacher. Auch der ICD wird durch einen Hautschnitt unter dem Schlüsselbein platziert und ist über Elektroden mit dem Herzen verbunden. Über diese Elektroden kann der ICD allerdings nicht nur das Herz zum schnelleren Schlagen anregen, sondern gefährliche Rhythmusstörungen aus der Herzkammer, sogenanntes Kammerflimmern, mittels Elektroschock beenden. Kammerflimmern ist eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland, die Funktion des ICD ist in diesem Fall lebensrettend. Eine Variante des ICD ist der tragbare Defibrillator (WCD), bei dem ein spezieller Defibrillator in Form einer Weste am Körper getragen wird, ohne dass eine Implantation erfolgt. Dieser WCD kommt als überbrückende Maßnahme zum Einsatz, bevor entschieden wird ob ein ICD nötig ist. Weiterhin können wir neuerdings auch einen ICD unter die Haut implantieren, ohne dass Elektroden im Herz platziert werden müssen  (sog. subkutaner ICD). Hierfür sind allerdings nicht alle Patienten geeignet, so dass immer eine individuelle Entscheidung über das zu implantierende Gerät erfolgen muss.

Zusätzliche Impulse fürs Herz

In der Therapie der Herzinsuffizienz (Herzschwäche) kommen heute verschiedene Schrittmacherformen zur Anwendung, wenn die medikamentöse Therapie allein nicht mehr ausreicht. Bei der kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) wird ein spezieller Schrittmacher eingesetzt, der die linke und die rechte Herzkammer zum gleichzeitigen Schlagen anregt und damit die geschwächte Pumpfunktion verbessert. Bei der kardialen Kontraktilitätsmodulation (CCM) wird mit jedem Herzschlag ein zusätzlicher Impuls an das Herz abgegeben, der die Herzfunktion dauerhaft positiv beeinflusst. CRT und CCM Geräte können mit oder ohne Defibrillator zur Anwendung kommen.

Einem Schlaganfall vorbeugen

Patienten mit Vorhofflimmern sind hochgradig gefährdet, einen Schlaganfall zu erleiden. Der Schlaganfall ist meist Folge von Blutgerinnseln, die sich im linken Vorhof bilden. Der Hauptort für Entstehung dieser Gerinnsel ist eine bestimmte Struktur im linken Vorhof, das sogenannte Vorhofohr. Um den Schlaganfall zu verhindern, ist häufig die Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten erforderlich. Allerdings ist dies bei manchen Patienten nicht möglich, da es unter Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten zu schweren Blutungen gekommen ist. Der Verschluss des Vorhofohrs mittels einer speziellen Kathetertechnik stellt für diese Patienten eine Alternative zur Einnahme von gerinnungshemmenden Medikamenten dar. Hierbei wird das linke Vorhofohr mit einem kleinen Schirm  verschlossen. Der Katheter mit dem Schirm wird hierbei über die große Körpervene zum Herzen vorgeführt und dann am Eingang des Vorhofohrs so platziert, dass dieses verschlossen bleibt. So kann kein Blut mehr in das Vorhofohr und die Gerinnselbildung wird verhindert. Eine Operation ist nicht notwendig.

Auf Herz und Nieren geprüft

Wir führen jede Form der Diagnostik bei Herzrhythmusstörungen durch. Hierzu gehört natürlich die Diagnostik mittels Ruhe-EKG, Langzeit-EKG und Belastungs-EKG. Zudem besteht die Möglichkeit, den Herzrhythmus über längere Zeit mittels externen Ereignisrekorder zu überwachen. Diese Methoden sind nicht-invasiv, das heißt es ist kein Eingriff und keine Implantation nötig. Darüber hinaus führen wir invasive elektrophysiologische Untersuchungen mittels spezieller Diagnostikkatheter durch und Implantieren jede Form des implantierbaren Ereignisrekorders. Dieser wird durch einen sehr kleinen Hautschnitt unter die Haut gesetzt und kann dauerhaft 24 Stunden den Herzrhythmus überwachen und Rhythmusstörungen anzeigen. Für Patienten mit Synkopen (plötzlichen Ohnmachtsanfällen) und/oder dem Verdacht auf genetisch bedingte Herzrhythmusstörungen bieten wir die komplette weiterführende Diagnostik inklusive Kipptischuntersuchung und genetischer Untersuchungen an. Durch die Möglichkeit von o. g. Diagnostik und Kardio-CT und –MRT können z. B. Patienten mit dem Verdacht auf  Long-QT-, Short-QT- und Brugada-Syndrom, arrhythmogene rechtsventrikuläre Dysplasie (ARVD) oder catecholaminerge polymorphe Kammertachykardie (CPVT) weiter diagnostiziert werden. Hierdurch ist es auch möglich, das Risikos für einen plötzlichen Herztod des Patienten einzuschätzen und ggf. eine medikamentöse Therapie oder die Implantation eines Defibrillators zu veranlassen.

Auf der Suche nach der Ursache

Eine spezielle Patientengruppe sind Patienten, die einen Schlaganfall erlitten haben, ohne dass bislang Vorhofflimmern - der häufigste Grund für den Schlaganfall - bekannt war. In Zusammenarbeit mit unserer Neurologie (Direktor Prof. Ralf Gold) werden diese Patienten weiter untersucht und können ggf. eine spezielle Herzrhythmusüberwachung mittels Ereignisrekorder erhalten, um Vorhofflimmern zu diagnostizieren und zu behandeln.

In unserer Ambulanz können sich Patienten mit allen Formen von Herzrhythmusstörungen vorstellen. Wir führen mit Ihnen zunächst ein ausführliches Gespräch und erheben erste Befunde, wie z.B. EKG und Ultraschall. Die Ergebnisse der Untersuchungen und mögliche Behandlungsformen werden dann ausführlich mit Ihnen besprochen. Sofern eine stationäre Aufnahme zur weiteren Diagnostik oder zu einer Katheterablation notwendig sein sollte, wird dies für Sie direkt über die Ambulanz organisiert. Die ambulante Nachsorge nach einem Eingriff oder einer medikamentösen Therapie kann ebenfalls in unserer Ambulanz erfolgen.

Wir sind spezialisiert auf die Behandlung von Vorhofflimmern. Die Diagnostik zum Nachweis von Vorhofflimmern, die medikamentöse Behandlung einschließlich der Antikoagulation, sowie die Vorbereitung und Nachsorge der Katheterablation können über unsere Ambulanz organisiert werden. Darüber hinaus werden in unserer Ambulanz komplizierte Fälle vorgestellt, wie z. B. Patienten bei denen trotz Katheterablation immer wieder verschiedene Formen von Rhythmusstörungen auftreten oder Patienten, bei denen wegen Unverträglichkeiten gerinnungshemmende Medikamente abgesetzt werden mussten. Diesen Patienten bieten wir eine ausführliche Beratung und entscheiden gemeinsam mit dem Patienten, ob eine erneute Katheterablation oder eine medikamentöse Therapie sinnvoll ist. Außerdem können hier neuere Techniken wie der Vorhofohrverschluss (s. o.) besprochen werden.

In unserer Sprechstunde werden Patienten mit Long-QT-, Short-QT-, Brugada-Syndrom, arrhythmogener rechtsventrikulärer Dysplasie (ARVD), catecholaminerger polymorpher Kammertachykardie (CPVT) und weiteren genetisch bedingten Erkrankungen betreut. Für junge, sonst gesunde Patienten mit unklarem Herzstillstand bieten wir eine umfangreiche Diagnostik an und betreuen diese unter Beobachtung des Langzeitverlaufes engmaschig in unserer Ambulanz.

In unserer Ambulanz können die Nachsorgeuntersuchungen für alle gän gigen Schrittmacher und Defibrillator-Typen durchgeführt werden. Bei Bedarf kann eine Optimierung der Programmierung des Schrittmachers oder Defibrillators erfolgen. Herzrhythmusstörungen, technische Fehler oder ein drohendes Ende der Batterielaufzeit können so rechtzeitig erkannt und eine entsprechende Behandlung unverzüglich eingeleitet werden.