Was sind Naturheilverfahren und wie wirken sie?

Veränderungen, Stress und Hektik des Alltages entfernen uns mehr und mehr von den natürlichen Umweltbedingungen, die wichtig sind, um Selbstheilungs- und Ordnungskräfte in uns zu mobilisieren und somit im Einklang mit unserem Umfeld zu stehen.

Naturheilverfahren wirken über die natürlichen Heilfaktoren als Reiztherapie stimulierend und unterstützend und fördern somit die natürliche Regulationsfähigkeit des Gesamtorganismus. Dabei bedienen sie sich der Wirkfaktoren, die aus der Natur selbst entspringen. Diese sind: Licht, Luft, Wärme, Kälte, Wasser, Erde, Bewegung, Ruhe, Ernährung, Nahrungsenthaltung, Heilpflanzen und positive seelische Impulse.

Welche Naturheilverfahren werden angewandt?

Ordnungstherapie, Phytotherapie, Bewegungstherapie, Ernährungstherapie und Hydrotherapie gelten als die fünf klassischen Naturheilverfahren. Sie waren in der Vergangenheit stets Bestandteil der sogenannten "Schulmedizin" und traten erst durch rasante Entwicklungen der Antibiotika und modernste operative Verfahren in den Hintergrund.

Heute haben diese Naturheilverfahren einen wesentlichen Anteil an der Behandlung von chronischen Langzeiterkrankungen wie z.B. rheumatischen Erkrankungen (Weichteilrheumatismus, Chronische Polyarthritis, Arthrose).

Wassertherapie (Hydrotherapie)

Schon immer waren die wohltuenden Kräfte, die reinigende, heilende und erholsame Wirkung des Wassers bekannt. Pfarrer Kneipp beschrieb 1866 in seinem Buch "Die Wasserkur" die verschiedenen Formen der Wasserbehandlung mit über 100 Einsatzformen. Auch heute bedeutet die Hydrotherapie den Einsatz von Wasser mit sehr unterschiedlichen Temperaturen. So können Kälteanwendungen in Form von Eis aber auch von extrem kalter Luft erfolgen.

Die Blutgefäße werden trainiert und die Hautdurchblutung verbessert. Ein CO2- Wasserbad oder CO2-Gasbad fördert die Gesamtdurchblutung. Dampfbäder, bei denen bestimmte salzhaltige Aerosole oder ätherische Öle zugesetzt werden, und auch die Sauna mit Temperaturen von bis zu 80° C bei ganz geringer Luftfeuchtigkeit ergänzen das Therapieprogramm. Manchmal wird gleichzeitig der Einsatz von Wärme und Kälte notwendig. Durch diesen Wechselreiz werden die Blutgefäße trainiert, ihre Eigenregulationskraft gesteigert und vor allem das Immunsystem gekräftigt.

Peloidtherapie (Fango, Moor, Heilerde)

Unter dem Begriff Peloidtherapie versteht man die Behandlung mit Materialien, die aus dem Erdreich entnommen wurden. Die unterschiedlichen Substanzen werden aufgrund ihrer Heilwirkung bei verschiedenen Erkrankungen eingesetzt. So sind z.B. die Moorinhaltsstoffe eingehend untersucht worden und deren entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung allgemein bekannt.

Durch Wärmeentwicklung, z. B. in Überwärmungsbädern, wird die Durchblutung lokal oder im gesamten Körper verbessert. Neben rheumatischen Erkrankungen werden durch diese Therapien auch Muskel-, Haut-, orthopädische sowie gynäkologische Erkrankungen (Senkungsbeschwerden, Wechseljahrsbeschwerden, Sterilität u.a.) behandelt.

Bewegungs- und Massagetherapie

Durch gezielte Bewegungsübungen erfolgt ein therapeutischer Einfluss auf den gesamten Organismus. Bewegungsübungen im Bewegungsbad führen durch den Auftrieb zu einer erleichterten Mobilisation. Regelmäßige gezielte Bewegungstherapie nimmt auf viele Formen von Erkrankungen Einfluss. Sie fördert beispielsweise den Genesungsprozess bei Neurodermitis sowie Herz-, Kreislauf- und Krebserkrankungen. Die Atmungstherapie zählt zu den anwendbaren Therapien bei Asthma bronchiale oder chronischer Bronchitis.

Neben der Lymphdrainage werden klassische Massagebehandlungen durchgeführt. Sie beeinflussen den Körper auf reflektorischem Wege und ermöglichen somit eine gezielte Einflussnahme auf innere Organe.

Lichttherapie (Heliotherapie)

Unter Heliotherapie wird die Behandlung mit Licht verstanden. Dabei unterscheidet man die Arten der Behandlung, die gänzlich dem natürlichen Sonnenlicht entsprechen und solche, die speziell die Ultraviolettstrahlen A und B des Sonnenlichtes beinhalten. Beide Formen werden in der Klinik Blankenstein eingesetzt. Die selektive UVA- und UVB-Therapie ist vor allem für Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Psoriasis und Akne sinnvoll.

Im Kalziumstoffwechsel des Menschen spielt die ausreichende Sonnenbestrahlung eine wichtige Rolle. Daneben bietet sich die Behandlung mit dem Spektrum des Sonnenlichtes insbesondere bei jahreszeitlich bedingten Depressionen und zur Verbesserung des Allgemeinbefindens als Therapieform an. Einige chronisch erkrankte Patienten leiden zusätzlich oft unter einer tiefen Traurigkeit oder einer Depression und können begleitend mit der Lichttherapie erfolgreich behandelt werden.

Pflanzentherapie (Phytotherapie)

Die Phytotherapie ist die Behandlung mit heilwirksamen Pflanzen bzw. deren Teilen und daraus abgeleiteten Zubereitungen, die das natürliche Vielstoffgemisch der Pflanze enthalten. Heute greift die Pflanzentherapie auf weit über 200 verschiedene pflanzliche Formen zurück, die in Form von Salben, Dragees, Tabletten, Kaltauszügen oder anderen Anwendungsmöglichkeiten verabreicht werden können.

In der Pflege erfolgt täglich und regelmäßig die Anwendung von Pflanzen durch Wickel und Auflagen. Auch Bäder mit pflanzlichen Zusätzen gehören zu einem harmonisch und therapeutisch sinnvoll abgestimmten Gesamtkonzept. Ein Melissenbad wirkt beispielsweise beruhigend auf den Körper, während ein Rosmarinbad eine anregende Wirkung hat. Im Rahmen der biologischen Spritzen- und Infusionstherapie kommen eine Vielzahl von Heilpflanzen zur Anwendung.

In einer speziell eingerichteten phytotherapeutischen Abteilung kann der Patient selbst lernen, individuell auf seinen Therapieplan abgestimmte Heiltees zuzubereiten.

Ernährungstherapie

Die Ernährung spielt bezüglich der Krankheitsentstehung eine entscheidende Rolle. Daher hat die Therapie mit vollwertigen Lebensmitteln in der Abteilung Naturheilkunde einen hohen Stellenwert. Hierbei handelt es sich nicht um eine rohkostbetonte und mit Körnern überfrachtete Kost, sondern um eine dem Krankheitsgeschehen angepasste, individuell bekömmliche Kostform, die den Organismus entlastet und Selbstheilungskräfte fördert. Die schmackhafte und wertschonende Zubereitung der eingesetzten vollwertigen Lebensmittel sichert die optimale Nährstoffzufuhr insbesondere im Hinblick auf Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe.

Typisch für die naturheilkundliche Ernährungstherapie ist das Heilfasten, das insbesondere bei Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, Hauterkrankungen oder auch dem metabolischen Syndrom (Adipositas, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen) angezeigt ist. Unter dem stationären Heilfasten werden schnell Stoffwechselbelastungen vermindert und oftmals können Medikamente, wie z. B. Cortison oder Schmerzmittel, reduziert werden.

Ordnungstherapie

Ordnungstherapie bildet die Basis aller Naturheilverfahren und unterstützt den Menschen bei der Erarbeitung und Umsetzung von gesundheitsfördernden Lebensordnungen im körperlichen und seelischen Bereich. Die Lebensordnung, nach der die natürlichen Abläufe des Organismus geregelt werden, erfordert einen gesunden, ausreichenden Schlaf, aber auch einen entsprechend gestalteten Lebensrhythmus.

Ziel einer gesundheitsorientierten Ordnungstherapie ist, dass der Patient Krankheitsbewältigungs- und Selbsthilfestrategien entwickelt, mit denen die Entwicklung einer gesunden Lebensweise unterstützt wird. Positive seelische Impulse sowie individuell abgestimmte Programmpläne zur Gesundheitserhaltung unterstützen den Patienten dabei. Beratungsgespräche durch das Ordnungstherapieteam runden das Therapieangebot ab.

Akupunktur

Die Akupunktur als ein Baustein der chinesischen Medizin wird besonders bei Schmerzzuständen erfolgreich eingesetzt. In Kombination mit den anderen Verfahren kann manch einem Patienten geholfen werden, der bisher keine Besserung fand. Migräne, Wechseljahrsbeschwerden, Kopfschmerzen oder Ischiasbeschwerden sind nur einige Beispiele für den vielseitigen Anwendungsbereich der Akupunktur. Die Schmerzbehandlung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der spezialisierten Abteilung für Schmerztherapie.

Elektrotherapie

In der Klinik Blankenstein wird Elektrotherapie zur Schmerzbekämpfung vor allem bei Muskel- und rheumatischen Erkrankungen eingesetzt, bei entzündlichen Gelenkbeschwerden auch zur Einbringung von Medikamenten.

Die Anwendung von Ultraschall in bestimmten Gelenkbereichen wirkt durchblutungsfördernd und hilft insbesondere nach Verletzungen bei der Auflösung von Blutergüssen. Alle Elektrotherapien sind völlig schmerzlos und werden von unseren Patienten als angenehm und mild wahrgenommen.

Blutegel

Die Blutegeltherapie ist eine effektive Therapie bei Erkrankungen wie Wirbelsäulenbeschwerden, Arthrosen, Besenreiser, Zustand nach Thrombosen, Venenentzündung. Der Haupteffekt wird dadurch erreicht, dass der Blutegel in kleinen Mengen den Wirkstoff Hirudin abgibt, der das Blut verdünnt. Der Blutverlust pro Blutegel beträgt ca. 15 ml. Die Blutegel sind sensible Tierchen. Sie vertragen keine aufgeregte Atmosphäre, sind wetter – und transportempfindlich. Die Kosten der Behandlung werden von den gesetzlichen Krankenkassen in der Regel übernommen.

Aus medizinischer Sicht ist es oft sinnvoll, die Blutegelbehandlung zu wiederholen und drei Blutegelbehandlungen im Abstand von zwei bis drei Monaten durchzuführen. Dafür können Sie zur ambulanten Blutegelbehandlung aufgenommen werden.

Schröpfen

Die Schröpftherapie (Schröpfen, blutiges Schröpfen, Schröpfmassage) ist seit etwa 5000 Jahren bekannt und zählt zu den ältesten Heilverfahren der Menschheit. Sie wird heute bei Wirbelsäulenerkrankungen, bei rheumatischen Gelenkerkrankungen, Muskelverhärtungen, Durchblutungsstörungen, Kopfschmerzen und Migräne regelmäßig bei uns eingesetzt. Nahezu alle Patienten in der Klinik für Naturheilkunde werden heute jeden zweiten Tag einer Schröpfkopfmassage unterzogen.

Neuraltherapie

Neuraltherapie ist die Injektion von schmerzhemmenden Arzneimitteln (z.B. Procain) zu therapeutischen Zwecken. Dabei wird vom behandelnden Arzt ein Neuraltherapeutikum an bestimmten Stellen des Körpers injiziert. Bekannt sind die sogenannten „Quaddelungen“, aber auch die größeren neuraltherapeutischen Injektionen (Injektionen an die Mandeln, an Nervengeflechte etc.).

Dadurch sollen Funktionsstörungen im Organismus behoben werden. Wir setzen die Neuraltherapie beispielsweise bei akuten und chronischen Schmerzen (Migräne, Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen) ein.

Die Gebrüder Huneke entdeckten im Jahr 1925 das sogenannte „Sekundenphänomen“. Dies bedeutet, dass der Patient nach einer Injektion unmittelbar beschwerdefrei ist. Auch in der Klinik für Naturheilkunde erleben wir dieses Phänomen sehr häufig.