Empfehlungen zu Kontrastmittel

Bei der intravenösen Applikation jodhaltiger Kontrastmittel kann es zu verschiedenen Nebenwirkungen kommen.

Von Bedeutung sind vorwiegend das akute Nierenversagen, die anaphyaktischen Reaktionen und die Hyperthyreose.

Zur Vermeidung dieser Nebenwirkungen bei Risikopatienten kann eine medikamentöse Prophylaxe verabreicht werden.

Im folgenden sind Empfehlungen zusammengestellt, die Sie vor Durchführung einer Kontrastmittel-gestützen Untersuchung beachten sollten:

Risiko: Niereninsuffizienz

  • Der Kreatininwert im Serum muss bei jeder geplanten Untersuchung vorliegen!
  • Bei dringlichen Untersuchungen oder Notfällen muss im Einzelfall Risiko gegenüber Nutzen abgewogen werden
  • zur Einschätzung der Nierenfunktion wird mithilfe des Se-Kreatinin die glomeruläre Filtrationsrate (GFR) bestimmt. Dazu ist folgende CKD-EPI-Formel hilfreich:
    Berechnung der glomerulären Filtrationsrate
    Hinweis: diese Näherungsformel ist nicht geeignet zur Bestimmung der GFR bei akuter Niereninsuffizienz, bei starkem Übergewicht, bei verminderter Muskelmasse und zur Überwachung der Nierenfunktion im Frühstadium der diabetischen Nephropathie!
  • Die Nierenfunktionsleistung wird gemäß der Kidney Disease Outcome Quality Initiative (KDOQI) in folgende Stufen eingeteilt:
    Stadium I: 90 ml/min: normale oder erhöhte GFR
    Stadium II: 60–89 ml/min: geringgradige Funktionseinschränkung
    Stadium III: 30–59 ml/min mittelgradige Funktionseinschränkung
    Stadium IV: 15–29 ml/min schwere Funktionseinschränkung
    Stadium V: < 15 ml/min Nierenversagen
    Daraus ergeben sich folgende Empfehlungen: GFR < 45 ml/min: Hydrierung erforderlich!
    Die Hydrierung erfolgt nach folgendem Schema:
    stationäre Patienten NaCl 0,9% 100 ml/h i.v.
    6h – 12h vor und nach der Untersuchung
    ambulante Patienten 1 Liter Flüssigkeit p.o.
    12h vor und 12h nach der Untersuchung;
    + NaCl 0,9% 300 ml/h i.v. 2h vor bis 4h danach
    Notfallpatienten: NaCl 0,9% 100 ml/h i.v. so früh wie möglich vor bis 6h danach
  • in jedem Fall laborchemische Kontrolle der Nierenfunktion nach der Untersuchung

Risiko: Metformin

Metformin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Biguanide, der bei nicht insulinabhängiger Zuckerkrankheit und bei leichtem Übergewicht (Präadipositas) und krankhaftem Übergewicht (Adipositas) eingesetzt wird. Es ist eines der am längsten eingesetzten Antidiabetika.

Vor Untersuchungen mit intravaskulärer Verabreichung von Kontrastmitteln muss Metformin aufgrund des Risikos einer Laktatazidose abgesetzt werden.

Metformin-haltige Medikamente (Deutschland):

Avandamet, Biocos, Diabesin, espa-formin, glucobon-biomo, Glucophage, Icandra, Juformin, Mediabet, Mescorit, Met, Metfodoc, Metfogamma, Metfor-acis, Metform AbZ, Metformin 1 A Pharma, Metformin BASICS, Metformin AbZ, Metformin APS, Metformin AL, Metformin AWD, Metformin-biomo, Metformin-CT, Metformin dura, Metformin Hexal, Metformin Lich, Metformin-Puren, Metformin-R.A.N., Metformin-ratiopharm, Metformin Sandoz, Metformin STADA, Siofor, Thiabet

siehe auch: compendium.ch Metformin (Schweiz)

Hinweis: Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, bitte überprüfen Sie die Wirkstoffe Ihrer Kombinationspräparate.

Metformin ist vor der Untersuchung mit Kontrastmittel abzusetzen, dazu gilt folgendes Schema:

normale Nierenfunktion ab der Untersuchung für 48 Std.
Niereninsuffizienz Stadium III-V 48 Std. vor bis 48 Std. nach der Untersuchung
Notfalluntersuchung ab der Untersuchung
+Hydrierung (NaCl 0,9% 100 ml/h i.v. für 24 Std.)
  • Wiedereinnahme erst nach Kontrolle der glomerulären Filtrationsrate (GFR)
  • Überwachung der Klinik (Symptome der Lactat-Acidose: vertiefte Atmung, Übelkeit, Bauchschmerzen!)
  • Kontrolle der GFR, Serum-Lactat und des Blut-pH-Wertes

Risiko: Schild­drüsen­funktions­störungen

TSH-Wert-Bestimmung bei positiver Anamnese für Schilddrüsenerkrankungen und/oder vorliegende klinische Beschwerdesymptomatik (tastbare Struma/ klinische Symptome einer Hyperthyreose)

Zur medikamentösen Prophylaxe gelten folgende Empfehlungen:

Indikation Art der Funktionsstörung Dosierung Perchlorat
elektiv
  • latente Hyperthyreose
  • geringgradige Schild­drüsen­autonomie
  • Schild­drüsen­autonomie

3 x 20 Tr. Perchlorat (Irenat®)

  • Beginn 2-4 Std. vorher
  • Dauer der Therapie: 14 d
Notfall
  • latente Hyperthyreose
  • geringgradige Schild­drüsen­autonomie

3 x 20 Tr. Perchlorat (Irenat®)

  • unmittelbar vorher 60 Tr.
  • Dauer der Therapie: 14 d
  • manifeste Hyperthyreose
  • höhergradige Schild­drüsen­autonomie
  • nur bei vitaler Indikation durchführbar
  • unmittelbar vorher 60 Tr.
  • Thiamazol 20-40 mg

 

Risiko: KM-Allergie

Zur Prämedikation eines Patienten mit bekannter Kontrastmittelallergie empfehlen wir folgendes Schema:

elektiv
  • Prednisolon 30 mg o. Methylprednisolon 32 mg p.o. 12 und 2 Std. vorher
  • H1- und H2-Antagonisten i.v. (z.B. Tavegil® und Zantic® je 2 Amp.) vorher
Notfall
  • H1- und H2-Antagonisten i.v. (z.B. Tavegil® und Zantic® je 2 Amp.) vorher